Lexikon

  • Arminius

    Arminius war ein Fürst der Cherusker, der den Römern im Jahr 9 nach Christus in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine der verheerendsten Niederlagen beibrachte. Im Laufe von nur drei Tagen gelang es Arminius, mit seinen Verbündeten drei römische Legionen, drei Reitereinheiten und sechs Kohorten (Untereinheiten der römischen Legion) mitsamt dem Tross des römischen Heeres zu vernichten.

    Arminius‘ germanischer Name ist unbekannt, weshalb über historische Parallelen zum Drachentöter Siegfried aus dem Nibelungenlied spekuliert wurde. Die an Arminius als historische Person angelehnte Gestalt Hermann der Cherusker wurde in Deutschland eine nationale Mythen- und Symbolfigur, der auch das Hermannsdenkmal seinen Namen verdankt.

  • Asgard

    Asgard (altnordisch Ásgarðr – „Heim der Asen“) ist der Wohnort der Götter in der nordisch-germanischen Mythologie. In Asgard liegen die Götterwohnungen und → Walhall. Auch der Göttersitz → Hliðskjálf, von wo aus → Odin die gesamte Welt überblickt, befindet sich dort.

    Ursprünglich wurde Asgard als ein Teil → Midgards aufgefasst, sodass die Götter nahe bei den Menschen wohnten. → Snorri Sturluson stellte sich aber vor, dass Asgard im Himmel liegt und durch eine Brücke (Bifröst) mit der Welt der Menschen verbunden ist.

  • Aura

    Aura ist die griechische Göttin der Morgenbrise. Der Sage nach wird sie ungewollt schwanger, verfällt darüber dem Wahnsinn und versucht, ihre neugeborenen Zwillinge zu töten.

  • Balder

    Balder ist ein Gott der nordischen Mythologie, der zu einem sehr alten Mythos gehören dürfte. Die Geschichte von Tod und Begräbnis Balders ist nämlich sehr gut belegt: Der gute und reine Gott Balder ist unverwundbar, weil seine Mutter Frigg allen Dingen auf der Erde das Versprechen abgenommen hat, ihn nicht zu verletzen. Dabei hat sie allerdings die Mistel vergessen, deswegen drückt → Loki Balders blindem Bruder Hödr einen Mistelzweig in die Hand, als alle Götter zum Spaß auf Balder schießen, und dieser Zweig tötet Balder. Als die Totengöttin → Hel Balder herausgeben will, weil die ganze Welt ihn betrauert, stellt sich allein eine alte Riesin – nämlich Loki in Verkleidung – dagegen, und so bleibt Balder in der Unterwelt. Die Bestattung Balders durch die Götter auf einem brennenden Schiff hat man lange als die typische Form wikingerzeitlicher Begräbnisse angesehen, was aber kaum stimmen kann.

  • Berserker

    Berserker (altnordisch Berserkr, Plural Berserkir – „die ohne Hemden“, eigentlich wohl aber „die BärenHemder“) sind Krieger, die im Kampf in eine Art ekstatische Kampfeswut verfallen und deswegen als unverwundbar galten: → Snorri ordnete diese schwer zu kontrollierenden Krieger, die in ihrer Berserkerwut wie die Hunde heulen und in ihre Schilde beißen, dem Gott → Odin zu. In den Sagas gelten oft Gruppen von 12 Berserkern als königliche Elitekrieger.

  • Bifröst

    Bifröst (altnordisch) heißt die Brücke zwischen Midgard und Asgard, die von den Göttern als Verbindung zwischen Himmel und Erde erbaut wurde. Die Brücke wird von Heimdall gegen die Riesen bewacht. Sie wird auch Regenbogenbrücke genannt.

  • Bildsteine

    Bildsteine sind Grabsteine, vor allem aus der Wikingerzeit und der davor liegenden Völkerwanderungszeit. Sie tragen statt der in Skandinavien (und besonders in Schweden) damals üblichen Runeninschriften reine Bilddarstellungen, die nur äußerst selten durch Runen ergänzt werden. Sie kommen fast nur auf der schwedischen Ostseeinsel Gotland, aber dort in großer Zahl, vor und geben einen Eindruck davon, wie man damals mythologische Szenen bildlich darstellte.

    Allerdings versteht man heute oft nicht, was die Bilder auf den Steinen zu bedeuten haben. Viele Szenen und auch Motive lassen sich gar nicht deuten. Zu den identifizierbaren, auch aus Erzählungen bekannten Mythen gehören etwa der von Wieland dem Schmied oder aber → Thors Fischzug.

  • Brukterer

    Die Brukterer (lateinisch Bructeri, Boructuarii) waren ein kriegerischer, germanischer Volksstamm im westlichen Teil des „freien Germanien“, wurden aber wiederholt von den Römern geschlagen, so auch 12 vor Christus von → Drusus. Aus ihren Reihen stammte auch die berühmte → Seherin Veleda.

  • Cherusker

    Die Cherusker („Hirschmenschen“ – von german. *Herut = Hirsch) waren ein Volksstamm im antiken Germanien mit Siedlungsgebiet zwischen Weser, Elbe und Harz. Um 50 vor Christus erstmals erwähnt, gingen die Cherusker um das 4. Jahrhundert nach Christus im Volk der Sachsen auf. Arminius, der Gewinner der → Varusschlacht, war ein germanischer Fürstensohn vom Stamm der Cherusker.

  • Codex Regius

    Codex Regius → Snorri Sturluson

  • Die Drei Beten

    Die Drei Beten gehören ebenfalls in den großen Zusammenhang eines Drei-Frauen-Kults, wie er sich quer durch die Zeiten immer wieder zeigt. Beten werden sie wegen ihrer Namen genannt, die fast immer auf der Silbe –bet(h) enden, meist Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Die Beten finden sich in Kirchen und Klöstern Deutschlands, im Elsass und in Tirol, aber trotz ihrer Bezeichnung als „heilige Jungfrauen“ ist ihnen nie direkt eine Kirche geweiht.

  • Dienstag

    Dienstag → Wochentagsnamen

  • Disen

    Disen – (Disir, evtl. altsächs. Idisi) Auf einen Disenglauben mit Opferplätzen weisen unter anderem schwedische und norwegische Ortsnamen hin. Man fasst den Glauben an die Disen wie den an die → Walküren, → Nornen und → Matronen heute als verschiedene Manifestationen weiblicher (Halb-) Gottheiten auf. Das altnordische Wort dís kann auch einfach „Frau“ bedeuten.

  • Donnerstag

    Donnerstag → Wochentagsnamen

  • Draupnir

    Draupnir („Der Tropfende“) heißt → Odins Ring, von dem alle neun Nächte acht weitere identische Ringe tropfen. Er wurde von dem Zwerg Sindri geschmiedet.

  • Drusus

    Drusus (Nero Claudius Drusus, 38-9 v.Chr.), auch der „ältere Drusus“ genannt, war ein römischer Politiker und Heerführer und Stiefsohn des Kaisers Augustus mit dem Siegerbeinamen Germanicus. Im Jahr 10 vor Christus bekämpfte Drusus die Chatten, einen germanischen Volksstamm, kehrte zeitweilig nach Rom zurück und setzte dann den Krieg in Germanien fort. Im Gebiet der → Cherusker erreichte er die Elbe, wo ihn angeblich die Erscheinung einer riesenhaften Frau vom weiteren Vorrücken abbrachte. Auf dem Rückmarsch brach sich Drusus beim Sturz vom Pferd ein Bein und starb an den Folgen.

  • Du kommst hier nicht vorbei

    „Du kommst hier nicht vorbei“ ruft der Zauberer Gandalf in Tolkiens Der Herr der Ringe einem Monster mit der Bezeichnung Balrog entgegen. Er stoppt es auch tatsächlich, stürzt aber mit ihm in die Tiefe.

  • Edda

    Edda → Snorri Sturluson

  • Eikthyrnir

    Eikthyrnir ist ein Hirsch in der nordischen Mythologie. Er steht auf dem Dach von Walhall, und von seinen Geweihenden tropft die Quelle Hvergelmir, welche alle Flüsse der Welt speist.

  • Einherjar

    Einherjar (altnordisch – „die allein Kämpfenden“) werden in der altnordischen Mythologie die im Kampf gefallenen Krieger genannt, die nach ihrem Tod von den → Walküren vom Schlachtfeld zu → Odin nach → Walhall gebracht werden. Zu → Ragnarök werden die Einherjar auf der Seite der Götter gegen den Fenriswolf und die anderen Feinde der Menschen und Götter zum Kampf antreten.

  • Fafnir

    Fafnir ist der berühmte Drache aus der germanischen Heldensage, der von → Siegfried/Sigurd getötet wird, als er sich in einer Grube versteckt und ihn Siegfried dort mit einem Stich in die ungeschützte Unterseite töten kann. Ursprünglich war Fafnir aber gar kein Drache, sondern ein Mensch, der gemeinsam mit seinem Bruder Regin seinen Vater Hreidmarr tötet, um an dessen Goldschatz zu kommen. Er teilt nicht mit Regin, sondern zieht sich mit dem Schatz in eine Höhle zurück, wo er ihn mit Hilfe des Schreckenshelms und eines Zauberschwerts bewacht, wobei er schließlich Drachengestalt annimmt.
    Nachdem Regin Siegfried angestachelt hat, Fafnir zu töten, brät sich dieser das Herz des Drachen, und das Blut, das er kostet, lässt ihn die Sprache der Vögel verstehen. Dadurch erfährt er, dass Regin auch ihn töten will und erschlägt diesen daher. Das Drachenblut, in dem Siegfried badet, macht ihn darüber hinaus auch (weitgehend) unverwundbar.

  • Fenrir, Fenriswolf

    Fenrir, Fenriswolf → Monster

  • Fischernetz

    Fischernetz; scheint laut → Snorri Sturluson in der nordischen Mythologie als Erfindung → Lokis zu gelten, allerdings will dieser nicht, dass die Götter von der Erfindung profitieren (und damit Loki in Lachsgestalt fangen), und versucht es zu verbrennen.

  • Freitag

    Freitag → Wochentagsnamen

  • Freyr und Freyja

    Freyr und Freyja sind ein Gott und eine Göttin der nordischen Mythologie, die beide als Kinder des Gottes → Njördr bezeichnet werden. Während Freyr (auch mit dem Beinamen Yngvi-Freyr) Schutzgott der schwedischen Königsdynastie der Ynglingen war und wie diese einen goldenen Eber als Attribut hatte, dürfte die Göttin Freyja in der Wikingerzeit der alten Göttin Frigg, der Gemahlin von → Odin, den Rang abgelaufen haben. Jedenfalls wird sie viel häufiger in Mythen erwähnt, egal ob es um Schwänke über Riesen geht, die immer wieder Freyja zur Frau begehren (aber natürlich nie bekommen), oder um die Herkunft des kostbaren Halsschmucks Brisingamen, der von Zwergen hergestellt worden ist. Freyja wird allerdings vorgeworfen, dass sie sich den Schmieden hingegeben habe, um den begehrten Schmuck zu bekommen.

  • Futhark

    Futhark → Runen

  • Germanen, germanisch

    Als germanisch bezeichnet man heute im Prinzip alle die Völker seit etwa 500 vor Christus, welche in Skandinavien, im heute deutschsprachigen Gebiet und den heutigen Niederlanden wohnten. Vom südlichen Dänemark aus besiedelten germanische Stämme, nämlich die Angeln und die Sachsen, um 500 auch das bis dahin keltisch-römische England. Es ist also ganz einfach falsch, die Germanen nur als „die ersten Deutschen“ zu bezeichnen, sondern Germanen fanden sich in ganz Nordwesteuropa und durch Kolonisation, etwa in Grönland, auch weit darüber hinaus.

    Woher aber kamen die Germanen?

    Das lässt sich so nicht beantworten, weil man heute einfach die Völker, die im 1. Jahrtausend vor Christi Geburt in der norddeutschen Region und Dänemark siedelten, so nannte, unabhängig davon, woher sie ursprünglich gekommen sein mögen. Deswegen wird heute auch der Begriff „indogermanisch“ nicht mehr verwendet, der früher für alle keltischen, germanischen, slawischen, aber auch lateinischen, griechischen und sogar indischen Sprachen verwendet wurde, weil sie auf eine gemeinsame Urform zurückgehen dürften. Stattdessen spricht man jetzt von indoeuropäisch.

    Der Name der Germanen wird jedenfalls von Gaius Julius Caesar zum ersten Mal erwähnt, und könnte vielleicht sogar auf eine Bezeichnung zurückgehen, die eine Gruppe von Germanenstämmen rechts vom Niederrhein sich selbst gegeben hatte. Populär gemacht hat ihn jedenfalls Caesar, und bald nach der Zeitenwende ist er für die diversen Völkerschaften östlich und nördlich des Rheins gang und gäbe. Zur Unterscheidung von diesen „Südgermanen“, die ans Römische Reich grenzten, hat man den Begriff „Nordgermanen“ für die Bewohner Skandinaviens eingeführt, welche allerdings erst Jahrhunderte später ins Licht der Geschichte traten. Gerade diese haben uns in mittelalterlichen Schriften viel über die germanischen – besser aber – nordgermanischen oder nordischen Götter hinterlassen.

  • Germania

    Germania → Tacitus

  • Gjallahorn

    Gjallarhorn (altnordisch – „das laut tönende Horn“) ist das Horn des Gottes → Heimdall. Er bläst es, um die Götter vor dem Anbruch von → Ragnarök zu warnen.

  • gleymið

    gleymið!, von altnord. gleyma „vergessen“.

  • Gnitaheide

    Gnitaheide ist der Ort, an dem der → LindwurmFafnir durch → Siegfried den Tod findet.

  • Götterdämmerung

    Götterdämmerung → Ragnarök

  • Grimm, Jakob und Wilhelm

    Grimm, Jakob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859), waren zwei Brüder und die berühmtesten Germanisten des 19. Jahrhunderts. Beide beschäftigten sich auch intensiv mit Sprachforschung und begannen von 1852 an das bis heute größte deutsche Wörterbuch herauszugeben; Jakob studierte schon früh die germanische Volkskultur und Religionsgeschichte und veröffentlichte 1835 seine sogenannte Deutsche Mythologie, welche mit drei Bänden bis heute eines der materialreichsten Werke zu diesem Thema ist, auch wenn viele Ansichten darin längst als überholt gelten.

    Gemeinsam veröffentlichten die Brüder Grimm schon 1812–15 ihre Sammlung von Märchen, die sie in vielen deutschsprachigen Gebieten aufgezeichnet hatten und die sich noch heute als Kinder- und Hausmärchen ungebrochener Beliebtheit erfreuen. Auch in ihnen entdeckte Jakob Grimm viele Anspielungen auf die germanische Mythologie.

  • Gullveig

    Gullveig (altnordisch – „Gold-Trank, Gold-Rausch“, aber eher „die personifizierte Gier nach Gold“) ist eine Zauberin oder Seherin in der → Völuspá (altnordisch – „die Weissagung der Seherin“), dem berühmtesten Götterlied der Lieder-Edda. Sie wird erst nach ihrer dreifachen Wiedergeburt unter dem Namen Heiðr zauberkundig genannt.

    Gullveig wird (wohl fälschlich) auch als Personifikation → Freyja gedeutet, die diejenige Göttin ist, die am engsten mit Gold assoziiert wird und zu den Wanen gehört, aber nach dem Wanenkrieg bei den Asen anzutreffen ist. Möglicherweise ist in Gullveig/Freyja eine „Agentin“ der Wanen zu sehen, die durch Goldgier, Lust und Zauberei Zwietracht unter den Asen sähen sollte.

  • Hávamál

    Hávamál (Háv, altnordisch – „Die Sprüche des Hohen“) ist eine in der Handschrift des → Codex Regius zusammengehörige, ursprünglich aber wohl unabhängige Folge von Gedichten in der Edda, die, bis auf kurze mythologische Abschnitte, der eddischen Wissensdichtung zuzuordnen sind. Die 164 Strophen werden auf deutsch als „Sprüche des Hohen“ bezeichnet und damit Odin in den Mund gelegt. Sie umfassen Regeln und Lehren für den täglichen Gebrauch (z.B. das Verhalten als Gast beim Essen) sowie Lehren in Liebesdingen und auch Strophen, die aufzählen, wovor man sich hüten soll.

    Dem folgen dann eine Reihe von Lehren an einen jungen Mann namens Loddfáfnir, woran sich der für die Mythologie bedeutendste Teil anschließt, das sogenannte „Runengedicht Odins“. Dort ist beschrieben, dass Odin durch ein Selbstopfer die Kenntnis der Runen erwarb, indem er neun Nächte ohne Speis und Trank am „windigen Baum“ hing. Im letzten Teil der Hávamál finden sich Ankündigungen von Zaubersprüchen, die aber selbst nicht mitgeteilt werden.

  • Heimdall

    Heimdall ist der Wächter der Götter in der nordischen Mythologie.

    In der → Völuspá wird er als Vater aller Menschen bezeichnet. Zur Götterdämmerung wird er in sein → Gjallarhorn blasen, das auf der ganzen Welt zu hören sein wird. Er gilt als → Lokis Todfeind.

  • Hel

    Hel ist im germanischen Glauben einerseits die Unterwelt, und obwohl das Wort dem deutschen Wort „Hölle“ entspricht, ist es in der Glaubenswelt der Germanen kein Ort der Bestrafung.

    Hel ist aber auch (wenngleich wohl erst durch mittelalterliche Personifikation dieser Hölle) die Göttin der Unterwelt. Sie wird somit zu den → Monstern der germanischen Mythologie gezählt und wie die anderen als → Lokis Tochter bezeichnet.

    Hel nannte der christliche norwegische König Olaf der Heilige (gestorben 1030) gegen Ende der Wikingerzeit aber auch seine Streitaxt, wohl um zeigen, wohin er die damit Erschlagenen schickte.

  • Hexen

    Hexen → Seherinnen

  • Hliðskjálf

    Hliðskjálf (altnordisch) bezeichnet → Odins Thron, und ist ein Sitz, der es den Göttern erlaubt, die gesamte Erde zu überblicken.

  • Hugin und Munin

    Hugin(n) und Munin(n) („Gedanke und Erinnerung“) heißen die beiden Raben → Odins, die seine Boten und Späher sind. Die Verbindung von Odin und Raben ist alt, was vielleicht von Odins Funktion als Kriegsgott und den Raben auf dem Schlachtfeld herrühren könnte.

  • Ibn Fadlān

    Ahmad Ibn Fadlān ibn al-‘Abbās ibn Rāschid ibn Hammād war ein arabischer Gesandter, der nach 922 einen Reisebericht zu den Wolgabulgaren und den warägischen Rus verfasste. Seine Geschichte wurde unter anderem von Michael Crichton nacherzählt und dabei effektvoll mit der Beowulf-Sage vermischt. Der Reisebericht bildete einen Anstoß für den Film Der 13. Krieger mit Antonio Banderas als Ibn Fadlān.

  • Idisi

    Idisi sind weibliche Wesen im → Ersten Merseburger Zauberspruch, die hier das „Heer hemmen“ und „Fesseln lösen“ sollen. Sie könnten den nordischen → Walküren nahestehen, da diesen ähnliche Macht über das Heer zugesprochen wird. Eine Verbindung Idisi mit den Disen liegt durch den Namen ebenfalls nahe.

  • Iduns Äpfel

    Iduns Äpfel werden von der Göttin Idun (altnordisch Iðunn – „die Verjüngende“) in einer Truhe verwahrt. Die Götter sollen von diesen Äpfeln essen, wenn sie altern, um so wieder jung zu werden.

  • Island

    Island ist die größte Vulkaninsel der Erde und liegt knapp südlich des nördlichen Polarkreises. Auf Island befinden sich auch heute noch etwa dreißig aktive Vulkane. Die Kultur Islands wurde über viele Jahrhunderte bis heute durch die isländische Literatur geprägt. Zu den bekanntesten Werken altisländischer Literatur zählt die Edda, womit sowohl die Lieder-Edda und die Snorra-Edda (von Snorri Sturluson) gemeint werden (beide 13. Jahrhundert).

  • Jólnir

    Jólnir ist ein Beiname → Odins und wird mit dem heidnisch-germanischen (Opfer-)Fest zu Mittwinter Jul (altnordisch jól) assoziiert. Jul ist noch heute die skandinavische Bezeichnung für Weihnachten.

  • Julius Naue

    Julius Naue (1835 – 1907) war ein deutscher Maler und Archäologe.

  • Karl der Große

    Karl der Große (747 oder 748 – 814) war erst König des Fränkischen Reiches und dann Römischer Kaiser. Die Bedeutung seiner sogenannten karolingischen Erneuerung, eine weitreichende Bildungsreform auf mehreren Ebenen, wird heute sehr hoch eingeschätzt.

  • Kenningar

    Kenningar (altnordisch Kenning, Pl. Kenningar) sind poetische Umschreibungen von Begriffen in mehreren Wörtern, die man in der Edda und auch in der Skaldendichtung findet. Die mythologischen Kenningar sind teilweise recht kompliziert und manchmal nicht aufzulösen, wenn man den entsprechenden Mythos nicht kennt. Heute bieten sie oft die einzigen Hinweise auf sonst nicht oder nur anders überlieferte Mythen.

  • Leinen und Lauch

    Leinen und Lauch (Linnr ok Laukr) – Lauch (oder eine verwandte zwiebelartige Pflanze) wurde im germanischen Norden als heilkräftige Pflanze betrachtet. Zusammen mit Leinen als Verband wurde der Lauch in medizinischen Schriften aus dem Mittelalter als Antiseptikum (Desinfektion) eingesetzt. Im mittelalterlichen → Island wurde der laukargarðr (Lauchgarten) sogar zur Bezeichnung des klösterlichen Heilkräutergartens.

  • Lindwurm

    Lindwurm (althochdeutsch lint „Schlange“) ist die Bezeichnung für ein schlangen- oder drachenartiges Fabelwesen. Der Drache → Fafnir aus der germanischen Heldensage, der von → Siegfried/Sigurd getötet wird, wird auch als Lindwurm bezeichnet.

  • Litilvölva

    Litilvölva („die kleine Seherin“) → siehe „Seherinnen

  • Lokasenna

    Lokasenna (altnordisch – „Lokis Spottrede“) ist ein Lied der älteren Edda, in dem Loki mittels seiner Beschimpfungen einiges über den angeblichen Charakter der heidnischen Götter mitteilt.

  • Loki

    Loki ist der zwiespältigste Gott der nordischen Mythologie, und obwohl er in den Mythengeschichten bei → Snorri Sturluson und auch der Lieder-Edda recht häufig vorkommt, ist er außerhalb Skandinaviens nicht zu finden. Es fällt mitunter schwer, ihn unter die Götter zu zählen, so sehr tritt er als deren Feind auf: Er ist für den Tod des unschuldigen Gottes → Balder verantwortlich, er ist der Vater der Feinde der Götter, nämlich der → Midgardschlange, des → Fenriswolfs und der → Hel, und in dem Eddagedicht Lokasenna („Lokis Spottrede“) beschuldigt er alle anderen Götter ausgiebig wirklicher oder erfundener Untaten, bis ihn → Thor als Einziger vom Trinkgelage vertreiben kann.

    Andererseits ist es gerade Loki, der den Göttern aus schwierigen Situationen hilft, die aber zum Teil von ihm selbst verschuldet sind: so hat beim Bau von Asgard durch den Riesenbaumeister und seinen unglaublich starken Hengst er den Vertrag besiegelt, der dem Riesen im Falle der zeitgerechten Fertigstellung nicht nur → Freyja zur Frau, sondern sogar Sonne und Mond verspricht. Als es aussieht, als würde der Riese den Vertrag einhalten können, muss sich Loki in letzter Minute in eine Stute verwandeln, um den mächtigen Hengst abzulenken. Aus dieser für Loki schmählichen Verbindung entstammt das Götterpferd Sleipnir. Auch für die Erfindung des → Fischernetzes scheint Loki zwar verantwortlich zu sein, will es aber dann den Göttern vorenthalten, indem er seine Erfindung ins Feuer wirft. In ausgesprochenen Schwankgeschichten, die aber vielleicht sehr jungen Datums sind, spielt Loki durchweg die Rolle von Thors Begleiter: sowohl bei Thors Fahrt zu Utgardaloki, wo sich die mächtigen Götter Thor und Loki vor den viel stärkeren Riesen blamieren, als auch in dem schwankhaften Gedicht Thrymskviða (auf Deutsch meist „Heimholung des Hammers“ genannt), in welchem sich Thor und Loki als → Freyja und Zofe verkleiden müssen, um so zum Riesen Thrym zu ziehen. Am weitesten geht eine Szene bei Snorri Sturluson, in welcher die Götter die Riesin → Skaði zum Lachen bringen müssen, die nicht gerade zum Humor neigt: Erst als Loki einen Strick um seine eigenen Hoden und den Bart eines Ziegenbocks bindet, muss sogar sie über das entstehende Gezerre und Gezeter lachen.

    Die Deutungen Lokis sind daher sehr vielfältig. Zu bedenken ist auf jeden Fall, dass es nie einen Loki-Kult oder eine identifizierbare Schutzfunktion durch ihn gab, sodass er eigentlich ein „funktionsloser“ Gott ist, den man besser als wichtigen Faktor in Mythenerzählungen ansieht statt als Gott im engeren Sinne. Aber die Parallelen zu den Sagen von Prometheus und dem gefangenen Riesen im Kaukasus in der Geschichte von Lokis Bestrafung (als Strafe für den Tod Balders) sprechen für das hohe Alter der Figur innerhalb der Mythologie.

  • Matronen

    Wir wissen von einem Matronenkult nur durch Inschriften auf Weihesteinen und Votivaltären, von denen über elfhundert bekannt sind, davon über die Hälfte mit germanischen Matronennamen. Aber erst die Vermischung keltischer, römischer und germanischer Vorstellungen führte zu der Entstehung dieser Denkmäler, wie man sie heute zum Beispiel im Rheinischen Landesmuseum in Bonn bestaunen kann. Meist sind drei Frauen abgebildet, von denen eine die Haube einer verheirateten Frau trägt, die beiden äußeren die gelösten Haare einer Jungfrau.

  • Merseburger Zaubersprüche

    Die Merseburger Zaubersprüche wurden nach dem Ort ihrer Auffindung in der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg benannt, wo sie erst im November 1841 entdeckt wurden. Die Herkunft der Merseburger Zaubersprüche ist unbekannt. Sie sind in einer Handschrift des 10. Jahrhunderts überliefert, aber sicherlich älter. Beim ersten Merseburger Zauberspruch handelt es sich um einen „Lösesegen“, der Gefangene aus ihren Fesseln befreien soll. Der erste Teil beschreibt, wie einige (walkürenartige) Frauen („Idisi“) gefangene Krieger von ihren Fesseln befreien, während die letzte Zeile den eigentlichen magischen Befehl enthält: insprinc haptbandun, invar vigandun („entspringe den Fesseln, entfliehe den Feinden“). Der zweite Merseburger Zauberspruch ist ein Heilzauber, der den verrenkten Vorderlauf eines Pferdes heilen soll.

  • Midgard

    Midgard (altnordisch Miðgarðr – „Wohnort in der Mitte“) nannten die Germanen das Zentrum der Welt, die von den Menschen bewohnte Erde.

  • Midgardschlange

    Midgardschlange; sie ist ein enorm großes (und deswegen auch Jörmungandr, also „riesiges Zauberwesen“, genanntes) Meermonster, das im Ozean liegt, der die bewohnte Erde umgibt, und diese völlig umschließen kann, wenn sie sich selbst in den Schwanz beißt. Deswegen wird sie von den → Skalden auch als „Gürtel der Erde“ bezeichnet. Ob es tatsächlich die Midgardschlange ist, der man in wurm- und schlangenartigen Wesen auf Bildsteinen und noch in frühmittelalterlichen kirchlichen Steinplastiken in England und Skandinavien begegnet, ist nur da sicher, wo sie in Verbindung mit dem Gott Thor auftritt. Die Vorstellung aber, dass diese Riesenschlange, wenn sie sich im Meer bewegt, für Erdbeben verantwortlich ist, hat sich sogar in Deutschland bis ins 14. Jahrhundert gehalten.

    Snorri und das Eddagedicht vom Riesen Hymir erzählen die weitverbreitete Geschichte von → Thors Fischzug, in der er mit einem Riesen aufs Meer zum Fischen geht und dabei die Midgardschlange an seinem Köder – einem Stierschädel – anbeißt. Es gelingt ihm aber nicht, sie zu töten, weil der Riese vorher aus Angst die Angelschnur durchschneidet. Deswegen wird die Midgardschlange zu den → Ragnarök gegen → Thor antreten, der sie zwar besiegen und töten kann, aber durch ihr Gift selbst ums Leben kommt. → Monster

  • Mittwoch

    Mittwoch → Wochentagsnamen

  • Monster

    Monster der germanischen Mythologie sind all jene Wesen, welche die Menschen und Götter nach heidnischer Vorstellung bedrohen, also auch Riesen und Trolle. Im engeren Sinn werden als solche monströsen Bedrohungen aber vor allem diejenigen Wesen betrachtet, die am Ende der Welt zu den → Ragnarök über die Welt hereinbrechen und Menschen und Götter vernichten werden. Dazu zählen neben dem Feuerriesen Surtr und den sogenannten Muspellssöhnen vor allem der Wolf Fenrir und die → Midgardschlange, nicht aber der Drache → Fafnir, den ja → Siegfried/Sigurd tötet, und der außerdem ursprünglich ein Mensch ist.

  • Muspell

    Muspell ist wahrscheinlich eine germanische Bezeichnung für das „Weltende durch Feuer“. Es gibt allerdings unterschiedliche Bedeutungen: Im Althochdeutschen und Altsächsischen bedeutet das Wort sicher „Weltende“, in der altnordischen Literatur bezeichnet es schon einen Riesen, dessen Gefolgsleute (Muspells-Leute, Muspells-Mächte, Muspells-Volk) mit ihm zu den Ragnarök ziehen. Muspellzsynir sind die Söhne des Muspell, also des Feuers oder des Feuerriesen.

  • Nibelungensage

    Die Nibelungensage ist ein im deutschen und skandinavischen Mittelalter weitverbreiteter heldenepischer Stoff, der im Mittelalter in zahlreichen voneinander abweichenden Fassungen überliefert ist, wovon das mittelhochdeutsche Nibelungenlied die bekannteste ist. Die Sage schlägt sich u.a. in zahlreichen Liedern der Lieder-Edda nieder.

  • Nidhöggr

    Nidhöggr („Der hasserfüllt Schlagende“) ist ein Drache in der nordischen Mythologie. Er wird in der → Völuspá als Totendrache genannt, der das Blut der Toten trinkt und Leichen frisst. Bei → Snorri nagt er an den Wurzeln des Weltenbaums → Yggdrasil und sein Spion ist das Eichhörnchen Ratatöskr, und hier in der Snorra-Edda quält der Drache auch die Toten und liefert so einen weiteren Baustein für die spätere christliche „Hölle“ als Ort der Bestrafung.

  • Njörðr

    Njörðr ist in der nordisch-germanischen Mythologie Herrscher über die See und das Feuer. Seit → Jakob Grimm nimmt man an, dass die Figur dieses Gottes mit der Erdgöttin Nerthus beziehungsweise einem göttlichen Geschwisterpaar zusammenhängen könnte, das später als Njörðrs Kinder → Freyr und Freyja selbst Teil der Mythologie wurde.Unter anderem sprechen dafür noch heute viele skandinavische (Kult-) Ortsnamen und die Herleitung von Njörðrs Namen aus dem urgermanischen Nerþuz.

  • Nóatún

    Nóatún („Schiffsplatz oder –stadt“) ist einer der Götterpaläste in Asgard und der Wohnsitz des Meeresgottes → Njörðr.

  • Nornen

    Nornen sind Schicksalsfrauen in der nordischen Mythologie, von denen → Snorri erzählt, dass sie Urd, Verdandi und Skuld (also „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“) heißen, und an einer Quelle unter der Weltesche das Leben der Menschen bestimmen. Einerseits ist in der Heldendichtung der „Beschluss der Nornen“ identisch mit „Unglück“, andererseits haben sie auch eine lebensfördernde Seite, die sie mit den Disen gemeinsam haben. Diese schicksalhafte Funktion findet sich noch in den viel späteren grimmschen Märchen in Form der guten und bösen Feen. Das Konzept von „Schicksalsfrauen“ ist aber viel älter als die Nornen, wie zum Beispiel der römerzeitliche germanische Matronenkult zeigt

  • Odin

    Odin (südgerman. Wodan, altengl. Woden) ist der höchste und bedeutendste Gott der germanischen Mythologie und auch schon am frühesten belegt, nämlich um 650, in der Runeninschrift auf der Fibel von Nordendorf bei Augsburg. Odin hat viele Rollen: er ist Göttervater, Himmelsherrscher, Gott des Krieges und der Toten sowie Herr des Jenseitsortes → Walhall, er ist aber auch Gott der Dichtung, der → Runen und sogar der Magie.

    Im Gegensatz zu → Thor sind von ihm zwar viele Namen bekannt – über 160
    altnordische Namen für Odin sind belegt – aber nur wenige Mythengeschichten, die sich um ihn ranken.

    Der wichtigste Mythos ist zweifellos der sogenannte „Raub des Skaldenmets“, also der aus Speichel und Honig vergorenen Flüssigkeit, welche die Gabe der Dichtkunst verleiht. Ein Riese hatte den Skaldenmet in seine Gewalt gebracht und tief im Berg versteckt. Odin dringt in Gestalt einer Schlange durch ein Loch in den Berg ein, verführt die den Met bewachende Riesentochter und trinkt daraufhin den Met völlig aus, bevor er in Gestalt eines Adlers nach Asgard flieht und dort den Met wieder in bereitgestellte Gefäße spuckt.

    Die wenigen erhaltenen Mythengeschichten um Odin beschäftigen sich allesamt mit der Verführung von Mädchen, diesen Zug hat Odin mit dem griechischen Göttervater Zeus gemeinsam. Wenn man einem relativ jungen Eddagedicht der Lieder-Edda trauen kann, dann war Odin nicht nur der Gott der Dichter, sondern auch des königlichen Gefolges, während Bauern und Knechte eher Thor verehrten.

  • Ragnarök

    Ragnarök (n. Pl., „Schicksal der Götter“) ist nach heidnischer nordgermanischer Vorstellung das Ende der Welt, auch das altnordische Wort Muspell (althochdeutsch Muspilli) wurde für diesen Weltuntergang durch Feuer verwendet, was wohl der viel ältere Begriff für den Weltuntergang war. Dabei erscheinen die Monster der Außenwelt sowie die Kinder Lokis (Fenrir, Midgardschlange) und Feuerriesen, um zum letzten Mal gegen die Götter und die sie unterstützenden menschlichen toten Krieger (die sogenannten Einherier) anzutreten. Zwar können die Götter die Monster besiegen, kommen aber selbst dabei um, und die Welt verbrennt. Später entsteht eine junge, neue Welt mit einer jüngeren Generation von Göttern: So erzählt es zumindest die Völuspá („Weissagung der Seherin“). Übrigens ist Ragnarök ein Pluralwort, so dass man von den Ragnarök sprechen muss.

  • Ratatöskr

    Ratatöskr („Bohrerzahn“) ist ein Eichhörnchen aus der nordischen mythologischen Dichtung, das an dem Weltenbaum Yggdrasil auf und ab läuft und dem Drachen Nidhöggr, der unter den Wurzeln lebt, die Worte des in den Ästen sitzenden Adlers herabträgt, um Zwietracht zu sähen.

  • Riesen

    Riesen spielen in der altnordischen Mythologie eine wesentliche Rolle und sind als Naturgeister im weitesten Sinne zu betrachten, die zu den Urbewohnern der Welt gehören. Allerdings lebten sie in der Außenwelt, die außerhalb des besiedelten Gebietes liegt und voller Gefahren und Kälte steckt. Den Menschen und Göttern können die Riesen positiv oder negativ gegenüberstehen.

    Riesen und Götter sind auf verschiedene Arten miteinander verbunden. So stammen beispielsweise die ersten nordischen Götter wie zum Beispiel Odin von einer Riesin (Bestla) ab. Einige Götter heirateten Töchter von Riesen (so beispielsweise Njörðr die Skaði) oder wollen sie verführen (wie Freyr die Gerðr). Riesen versuchten, Göttinnen mit Gewalt oder List für sich zu gewinnen, scheiterten dabei aber. Früher wurden einige Riesen auch als sehr weise beschrieben, mit der Zeit scheint aber der negative Aspekt der Riesen in der germanischen Mythologie die Oberhand gewonnen zu haben. Die Riesen stellten eine konstante Bedrohung der Welt der Götter und Menschen dar, und Thor verbringt seine Zeit vorwiegend mit der Bekämpfung der Riesen (z.B. Thrymr, Hymir).

    Das ursprüngliche Wort für die alten, mächtigen Urriesen, altnordisch Jötunn, bezeichnet die Riesen weitgehend wertfrei, wobei Thurse (altnordisch þurs) gegen Ende des Heidentums einen in erster Linie bedrohlichen Charakter angenommen hatte und Trolle als ebenfalls meist bedrohliche Gestalten in vielen Sagas eine Rolle spielen. Später im Christentum kam es dann wieder zu einer gewissen Verharmlosung der Riesen, indem sie zwar als gewalttätig, aber auch als dumm beschrieben werden und deshalb leicht zu überwinden sind.

  • Runen

    Fuþark Runen sind germanische Schriftzeichen, die bald nach dem Beginn unserer Zeitrechnung aus Alphabeten der Mittelmeersprachen und älteren germanischen Symbolzeichen gebildet wurden. Das sogenannte Ältere Futhark ist nach den ersten sechs Zeichen benannt und besteht aus vierundzwanzig, das Jüngere Futhark ab Mitte des 8. Jahrhunderts aus sechzehn Zeichen.

  • Seherinnen

    Seherinnen wurden bei den Germanen schon in der Römerzeit in hohen Ehren gehalten, weil sie als Wahrsagerinnen die Zukunft voraussehen konnten und somit auch den Ausgang von Schlachten prophezeiten. Die Römer erkannten das Vertrauen der Germanen in diese weisen Frauen und versuchten diese darum entweder zu bestechen (um die Prophezeiungen zu ihren Gunsten ausfallen zu lassen) oder aber sie gefangenzunehmen und ins römische Reich zu bringen. Durch die Römer sind die Namen etlicher dieser Seherinnen bekannt (Veleda, Albruna, Ganna, Waluburg), von denen einige ihr Leben als Tempeldienerinnen in Italien oder sogar Ägypten beendeten. Die Seherinnen waren aber keine Priesterinnen. Ihr einziges Standesabzeichen war ein Stab, der den Seherinnen später in Skandinavien ihren Namen gab, denn altnordisch „Völva“ heißt eigentlich „Stabträgerin“ oder eben „Seherin“.

    Die Seherinnen der Wikingerzeit waren aber offenbar nicht nur Wahrsagerinnen, sondern auch Bewahrerinnen des Wissens der germanischen Mythologie, zumindest wird ihnen in einigen Liedern der Edda solches Wissen zugeschrieben. Dazu gehört vor allem die berühmte Völuspá („Weissagung der Seherin“), welche von den Anfängen der Welt über die Mythologie bis zum Weltuntergang zu den Ragnarök berichtet. „Spá“ heißt nämlich Weissagung, und die Seherinnen konnte man daher auf Altnordisch auch als Spá-kona bezeichnen (kona: „Frau“), also Frauen, die Weissagungen über die Zukunft machen konnten. Solche Frauen trugen ihre Berufsbezeichnung mitunter als Beinamen, wie etwa Heimlaug völva („die Seherin“), Thorbjörg lítilvölva („die kleine Seherin“) und Thordís spákona („die Wahrsagefrau“).

    Seit dem Mittelalter schrieb man den Seherinnen aber auch die Fähigkeit zu, die Zukunft beeinflussen zu können, indem sie die Geister beschworen und so etwa eine Hungersnot durch das Herbeizaubern eines Fischschwarms beenden konnten. Diese angeblichen Zauberkünste durch Geisterbeschwörungen führten dann am Ausgang des Mittelalters und in der frühen Neuzeit dazu, dass solche Frauen mitunter als Hexen betrachtet, sowie auch verfolgt und hingerichtet wurden.

  • Seiðr

    Seiðr (altnordisch – „Zauber“) ist die spezifisch skandinavische Ausformung von Praktiken in der Magie, die der Versuch des Menschen ist, sich das Übernatürliche dienstbar zu machen. Snorri Sturluson spricht von Odin als Meister der Magie und beschreibt in diesem Zusammenhang zwei Arten von Magie: die weiße und die schwarze Magie. Zur weißen Magie gehörten Vorhersagen der Zukunft, wie sie die germanischen Seherinnen praktizierten, Fruchtbarkeits- und Wetterzauber und der Gesundheitszauber. Der Liebeszauber wurde wohl zur schwarzen Magie (Schadenszauber) gezählt und galt als äußerst schändlich.

  • Siegfried

    Siegfried (in Skandinavien Sigurd genannt) ist der berühmteste Held der germanischen Heldensage: Er ist es, der mit einem von Fafnirs Bruder Regin geschmiedeten Schwert den Drachen Fafnir töten und daher den verfluchten Schatz an sich bringen kann und der durch das Drachenblut auch fast unverwundbar wird. Seine einzige verwundbare Stelle am Rücken wird aber aufgrund des Fluches, der auf dem Gold (genauer: auf dem zum Schatz gehörenden Ring) liegt, auch ihm zum Verhängnis. Aber das tat seiner Berühmtheit keinen Abbruch: Eine ganze Folge von Gedichte der Lieder-Edda, aber auch Sagas und selbst Bilddarstellungen aus dem mittelalterlichen Skandinavien zeigen uns Sigurd; durch das Nibelungenlied (um 1200) wurde er auch dem deutschsprachigen Publikum vertraut.

  • Skaði

    Skaði ist eine Riesin, die sich als Wiedergutmachung einen Mann unter den Göttern suchen darf, aber dabei nur die Füße sehen darf, wobei sie (versehentlich) Njörðr statt Balder wählt. Nach Snorri möchte Skaði aber nicht wie Njörðr am Meer wohnen, sondern lieber in den Bergen. Bei ihrem Gatten ist es genau andersherum. Sie vereinbaren schließlich, dass Njörðr neun Nächte bei Skaði in den Bergen und Skaði neun Nächte bei Njörðr wohnen wird, aber leider scheitert ihre Ehe letztendlich trotzdem. Dass eine junge germanische Seherin den Tipp für die 9-Tage-Regelung gab, ist nicht überliefert, aber die Zahl neun spielt in der germanischen Religion und Mythologie auf jeden Fall eine große Rolle.

  • Skalden

    Skalden sind die Dichter in frühmittelalterlicher Zeit, die meist aus Island stammten und sich an wikingerzeitlichen Königshöfen verdingten. Ihre komplizierten Gedichte enthalten häufig poetische, auf Mythen beruhende Umschreibungen verschiedener Dinge und Personen (so wird „Gold“ als „Bett des Drachen“ bezeichnet) und sind somit wichtige Quellen der Mythologie.

  • Snorri Sturluson

    Snorri Sturluson (1179–1241) war der berühmteste isländische Dichter und Wissenschaftler des Mittelalters, daneben auch noch Häuptling, Gesetzessprecher und einer der reichsten und mächtigsten Männer Islands. Er schrieb nicht nur zahlreiche Skaldengedichte, sondern auch eine umfangreiche Geschichte der norwegischen Könige von den mythischen Anfängen bis ins Jahr 1177, die Heimskringla. Davor verfasste er schon um 1225 auch ein schmales Buch mit dem Titel Edda, das sich zwar eigentlich an junge Dichter wendet, um ihnen Grundlagen und Regeln der Dichtkunst der Skalden zu vermitteln, das aber im zweiten Hauptteil auch zahlreiche Geschichten aus der heidnischen nordischen Mythologie erzählt. Diese Snorra-Edda (zur Unterscheidung von der nur fälschlich so benannten Lieder-Edda) ist somit die Hauptquelle für Geschichten über die nordischen Götter. Weil man im Spätmittelalter glaubte, dass die Gedichte einer Handschrift namens Codex Regius die eigentliche Vorlage für Snorris Werk waren, gab man auch dieser dann (fälschlicherweise) den Namen Edda.

  • Sueben

    Sueben waren ein germanisches Volk oder sogar ein Völkerverband, gegen den schon Julius Caesar kämpfte, woraufhin sie wieder in das rechtsrheinische Germanien zurückkehren mussten. Tacitus schreibt in seiner Germania (Kap. 38) am Ende des 1. Jahrhunderts, dass sie im Gebiet der Elbe siedelten. Er weiß auch schon von ihrer eigentümlichen Haartracht, für die die Männer die Haare über der rechten Schläfe zu einem Knoten drehten; dieser Suebenknoten ist auch archäologisch als Tatsache belegt.

  • Tacitus

    Tacitus, Cornelius (ca. 55–117 n. Chr.) war ein römischer Historiker, der in seinem Geschichtswerk Historiae Annales, noch mehr aber in seiner als Germania bekannten Beschreibung der Germanen, als Erster ausführlich von Sitten, Gebräuchen und selbst der Religion der Germanen berichtet, auch wenn die meisten seiner Informationen aus zweiter Hand stammen dürften und er deswegen nicht immer verlässlich ist. Weil er selbst mit dem Lotterleben der römischen Gesellschaft unzufrieden war, bemühte er sich, die Germanen als „edle Barbaren“ darzustellen, um diese militärisch ja recht erfolgreichen Völker trotz ihrer Einfachheit den Römern als Vorbild in der Lebensführung vorzuhalten. Was die germanischen Götter anbelangt, so bezeichnet er diese mit den lateinischen Namen, welche sich teils auch durch die Übertragung der Wochentagsnamen bestätigen lassen, davon abgesehen beschreibt er auch verschiedene Kulte und erzählt von der Abstammung der Germanen von den Ahnvätern Tuisto und Mannus.

  • Tempel

    Tempel im engeren Sinne sind aus germanischer Zeit nicht bekannt, sondern religiöse Feiern wurden wohl in den großen, repräsentativen Hallen der Häuptlinge oder Fürsten abgehalten – deswegen wird das altnordische Wort hof auch für Kultgebäude, Bauernhöfe und Für- stenhöfe gleichermaßen verwendet. Bislang hat man erst zwei kleine Gebäude (in Dänemark und Südschweden) entdeckt, die vielleicht ausschließlich als Kultgebäude zu bezeichnen wären.

  • Thor

    Thor (altnordisch Þórr, altenglisch Þunor, althochdeutsch Donar) ist nicht nur der stärkste, sondern wohl auch der am meisten verehrte germanische Gott im wikingerzeitlichen Skandinavien. Obwohl er weder der älteste Gott noch der Göttervater ist (als dieser gilt Wotan/ Odin), wurde er schon im 3. oder 4. Jahrhundert mit dem römischen Hauptgott Jupiter gleichgesetzt: Das beweist der Wochentagsname Donnerstag. Thor/ Donar ist (wie der griechische Halbgott Herakles) aufgrund seiner enormen Kräfte der Verteidiger der Götter und der Bekämpfer von Riesen, Trollen und der Midgardschlange.

    Seine mächtige Götterwaffe ist der Thorshammer Mjöllnir („der Leuchter“ oder „der Zermalmer“), der in der heidnischen Spätzeit nicht nur auf Runensteinen auftritt, sondern auch als Amulettanhänger von Frauen getragen wurde – offenbar als heidnische Antwort auf das christliche Kreuz. Die jungen Mythenerzählungen, wie sie uns Snorri Sturluson wiedergibt, dichten ihm noch Eisenhandschuhe (zum Halten des Hammers), einen Kraftgürtel sowie zwei unerhört starke Söhne namens Moði und Magni („Kraft“ und „Stärke“) an. Tatsächlich aber ist Thor nicht nur der Mittelpunkt der meisten überlieferten- 51 -nordischen Göttermythen, sondern auch Held des bekanntesten altnordischen Mythos überhaupt, nämlich Thors Fischzug nach der Midgardschlange.

  • Thors Fischzug

    Thors Fischzug → Midgardschlange

  • Thumelicus

    Thumelicus ist der Sohn des Arminius und der Tusnelda und wurde vermutlich im Jahr 15 nach Christus in römischer Gefangenschaft geboren. Zwei Jahre später wurde er alsAngehöriger der besiegten Germanen im Triumphzug des Germanicus zusammen mit seiner Mutter durch die Straßen Roms geführt. Thumelicus wuchs als politische Geisel des römischen Imperiums in Ravenna auf, das in Italien liegt. Der römische Schriftsteller Tacitus berichtete, Thumelicus sei ein trauriges Schicksal beschieden gewesen, aber seine ausführliche Schilderung von Thumelicus‘ Leben ist heute leider verloren. Aufgrund des Tacitus-Zitates („Der Knabe wuchs in Ravenna auf. Von dem Spiel, das das Schicksal mit ihm getrieben hat, werde ich zu gegebener Zeit berichten.“) und der Tatsache, dass Thumelicus in einer Stadt mit einer berühmten Gladiatorenschule aufwuchs, wird zuweilen angenommen, dass Tacitus mit „Spiel“ die Gladiatorenkämpfe meinte und dieser somit sein Leben in einem Schaukampf beendete.

  • Thurisaz

    Thurisaz ist der Name der Rune ᚦ im Urnordischen und entspricht dem altnordischen Wort „Thurs“ für „Riese“. Man spricht diese Rune wie ein englisches „th“ aus.

  • Trickster

    Trickster nennt die Wissenschaft den Typ von Helden (oder Gott), wie ihn Loki repräsentiert: Er übt eine Doppelfunktion aus, ist einerseits hilfreich und für die Götter als Erfinder, Baumeister oder Helfer nützlich, andererseits ist er aber auch ein Betrüger, der die Götter (und nicht nur sie) regelmäßig hintergeht und ihnen systematisch Schaden zufügt. Parallelen dazu finden sich in verschiedenen alten Kulturen, zum Beispiel im Kaukasus in der mythologischen Gestalt des Syrdon.

  • Trolle

    Trolle sind eine Untergruppe der Riesen und in vielen Sagas werden die beiden Begriffe auch gleichbedeutend verwendet. Trolle wohnen in Höhlen und sind den Menschen meist feindlich gesinnt, aber in den Sagas finden sich auch etliche Geschichten von Trollfrauen, die zu Beschützerinnen oder sogar Geliebten von Helden werden und von ihnen auch schwanger werden können. Davon, dass Trolle in der Sonne versteinern, wie es sich im 19. Jahrhundert in den norwegischen Volksmärchen (und bei Tolkien) findet, ist in den Sagas nie direkt die Rede, von der Mehrköpfigkeit der Trolle dagegen schon.

  • Týr

    Týr (althochdeutsch Zîu) ist vermutlich der alte Himmelsgott, allerdings ist er in der Wikingerzeit schon so sehr verblasst, dass man bis auf den Mythos vom Verlust seiner rechten Hand bei der Fesselung des Wolfes Fenrir kaum etwas von ihm weiß. Aussagekräftiger ist der Name, denn eine der altnordischen Bezeichnungen für Götter schlechthin ist „tívar“, und das ist der Plural von Týr. Dazu kommt, dass der Name mit dem griechischen Zeus und dem lateinischen Jupiter ebenso wie den Bezeichnungen für Götter allgemein im Altindischen (deva), Altirischen (día) und Lateinischen (dei) verwandt ist, sodass sein Name ursprünglich wohl gleichbedeutend mit „Gott“ war.

  • Urdsbrunnen

    Urdsbrunnen (altnordisch Urðar brunnr bedeutet „Brunnen der Urd“ oder „Schicksalsbrunnen“ zu altnordisch urðr „Schicksal“) heißt laut Snorri Sturluson eine der Quellen unter den Wurzeln der Weltesche Yggdrasill. Bei ihr halten die Götter ihre Beratungen ab, und in ihrer Nähe wohnen die drei schicksalsbestimmenden Nornen Urd, Verdandi und Skuld.

  • Valaskjálf

    Valaskjálf (altnordisch) ist eine mit Silber gedeckte Götterwohnung, die als uralt beschrieben wird. Sie wird keinem bestimmten Gott zugewiesen, Snorri Sturluson erwähnt aber, dass sie Odin gehöre.

  • Varusschlacht

    Die Varusschlacht wurde unüblicherweise nach ihrem Verlierer, dem römischen Senator und Politiker Publius Quinctilius Varus (47/46 v. Chr.- 9 n. Chr.) benannt. Die Diskussionen um den Ort der Schlacht reißen auch seit den indizienreichen Ausgrabungen in Kalkriese nicht ab, werden seitdem sogar teilweise noch hitziger geführt. Es kursieren angeblich etwa siebenhundert Theorien darüber, wo die Varusschlacht stattgefunden haben soll. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus nennt einen „Teutoburger Wald“ als Ort. Doch der gleichnamige Wald bei Detmold wurde erst viel später, im Jahr 1616, so benannt – eben weil man hier die Varusschlacht vermutete. Darum findet sich auch dort das Hermannsdenkmal, welches eine eher verklärte Version des Arminius darstellt.

  • Veleda

    Veleda → Seherinnen

  • Vivat!

    „Vivat!“ stammt aus dem Lateinischen von dem Verb vivere (leben) und ist ein Hochruf, der übersetzt bedeutet: „Er/sie/es möge (soll) leben!“ Dieses Hochlebenlassen wurde auch als Trinkspruch benutzt.

  • Völunga saga

    Völsunga saga ist eine umfangreiche altnordische Saga, welche eine Prosanacherzählung derjenigen Edda-Lieder des Codex Regius darstellt, die sich mit Sigurd und dem Untergang der Nibelungen beschäftigen. Somit ist auch diese Saga ein Dokument der Nibelungensage, aber beschäftigt sich viel mehr als das mittelhochdeutsche Nibelungenlied mit der Geschichte Sigurds. Sowohl für Richard Wagner als auch für J.R.R. Tolkien war die Völsunga saga eine der wichtigsten Quellen.

  • Völuspá

    Völuspá („Weissagung der Seherin“) ist das erste, berühmteste und wohl auch älteste der mythologischen Gedichte der sogenannten Lieder-Edda im Codex Regius. Die 64 Strophen werden einer Seherin in den Mund gelegt und berichten in Form einer Weissagung vom Anfang und Ende der Welt, von Entstehung und Untergang der Götter und Menschen. Snorri Sturluson hat dieses Gedicht in seiner Snorra-Edda für die Prosadarstellung der nordischen Mythologie intensiv genutzt.

    Die Völuspá berichtet von der Schaffung der Welt aus dem Urriesen Ymir, von der Urgeschichte der Götter und der Menschen, von Riesen und Zwergen und vom ersten Krieg zwischen Asen und Wanen. Dem folgen die Beschreibung der den Göttern und Menschen gefährlichen Mächte sowie eine breite Schilderung der endzeitlichen Ereignisse um die → Ragnarök. Das Verlöschen der Sonne, der Sturz der Götter und der vernichtende Weltbrand bedeuten aber kein endgültiges Ende. Die letzten Strophen der Völuspá beschreiben die Entstehung einer zukünftigen, besseren Welt.

  • Wagner, Richard

    Wagner, Richard (1813–1883) hat sich nicht nur als Komponist, sondern auch als Librettist besonders mit Stoffen des Mittelalters (Tannhäuser, Lohengrin) und des germanischen Altertums beschäftigt. Sein Opernzyklus Der Ring des Nibelungen, bestehend aus dem „Vorspiel“ Das Rheingold und den drei Opern Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung, beruht zwar durchaus auf eigenem Studium der altnordischen Eddas und Sagas (besonders der Völsunga saga, welche die Heldenlieder der Lieder-Edda in Prosa wiedergibt) sowie der damals existierenden Handbücher darüber (wie Jakob Grimms Deutsche Mythologie), aber Wagner erlaubte sich zahlreiche Freiheiten mit seinem Stoff. Seine recht eigenwilligen (Um-)Interpretationen der mythologischen Stoffe führten aber leider zu zahlreichen falschen und trotzdem noch heute durch seine Opern verbreiteten Vorstellungen von der germanischen Mythologie. Dazu kam die übertriebene Stabreimtechnik, die zwar dem wissenschaftlichen Stand seiner Zeit entsprach, aber im Deutschen (anders als im Altnordischen) ausgesprochen gekünstelt wirkt und somit der altnordischen Dichtung einen schlechten Ruf verschaffte.

    Die wesentlichsten Veränderungen in inhaltlicher Hinsicht, die Wagner vornahm, sind die Rolle Lokis, den er mit einem angeblichen Feuerriesen Logi zu einer Gestalt verschmolz, die Rolle Odins im Leben Sigurds sowie die sehr an spätmittelalterlichen Vorstellungen orientierten Walküren, welche ursprünglich Totendämonen waren, wovon bei Wagner nichts mehr geblieben ist.

  • Wahrsagerinnen

    Wahrsagerinnen → Seherinnen

  • Walhall

    Walhall (Valhöll – „Die Halle der Gefallenen“) ist Odins prachtvolle Halle in Asgard, dem Wohnort der nordisch-germanischen Götter. Die Walküren wählen auf dem Schlachtfeld Gefallene aus und bringen sie zu Odin. Dieses Totenheer soll den Göttern einst zu den Ragnarök beistehen.

  • Walküren

    Walküren (altnordisch Pl. valkyrjar) bedeuten „die die Gefallenen Auswählenden“. Walküren waren ursprünglich wohl Totendämonen, denen die auf dem Schlachtfeld gefallenen Krieger zufielen. Mit der Verschiebung der Vorstellung von Walhall als Schlachtfeld zum Kriegerhimmel ergab sich auch eine Veränderung im Hinblick auf die Walküren. Die enge Verbindung zu Odin bestand weiterhin, aber die Funktion der Walküren war nun die von in die Schlacht eingreifenden und damit das Schicksal bestimmenden überirdischen Kriegerinnen (zumindest beschreibt das so das altnordische Darraðarljóð), die die Wünsche Odins ausführen und die im Kampf gefallenen Helden zu ihm führen. Dieser Vorstellungswandel machte die Walküren zum beliebten Inventar der Heldendichtung, wo sie vermenschlicht werden und der Liebe zu Irdischen verfallen können.

    Richard Wagners Oper „Die Walküre“ bezieht ihren Stoff in modifizierter Form aus der Völsunga saga. Dort ist die neue Vorstellung der Walküren in die germanische Heldensage eingearbeitet und hat mit alten mythologischen Konzepten wenig zu tun.

  • Wednesday

    Wednesday → Wochentagsnamen

  • Weltuntergang

    Weltuntergang → Ragnarök

  • Wikinger

    Der Begriff Wikinger bezeichnet Angehörige von kriegerischen, zur See fahrenden Personengruppen der meist germanischen Völker des Nord- und Ostseeraumes in der Zeit zwischen 793 und 1066 nach Christus (Wikingerzeit). Das Wort Wikinger leitet sich von dem altnordischen víkingr ab, was „Seekrieger, Pirat“, ursprünglich jedoch vermutlich „Leute aus dem Land der Buchten (= Norwegen?)“ bedeutet. Heute verwendet man oft den Begriff Wikinger für alle Skandinavier der Wikingerzeit, auch wenn sie nicht als Seeräuber tätig waren, wie zum Beispiel die skandinavischen Siedler auf Island oder Grönland.