Die Renaissance der nordisch-germanischen Mythologie

Neues Interesse an alten Geschichten

Lange Zeit haben wir Themen wie Germanen, Walküren, Siegfried und Odin ausschließlich mit Richard Wagners Opern oder – schrecklicherweise – mit Hitlers Mythos von der Überlegenheit der nordischen Rasse in Verbindung gebracht. Wer die Themen angefasst hat, verbrannte sich kulturell die Finger. J. R. R. Tolkien hegte einen persönlichen Groll gegen Hitler, „weil er den vornehmen Geist des Nordens – seinen hervorragenden Beitrag für Europa –, diesen Geist, den ich immer geliebt habe, für immer ruiniert hat.“ Zum Glück hat sich Tolkiens Voraussage nicht bewahrheitet. Denn wie es scheint haben wir die Geschichten der germanischen Götter und Helden trotz allen Miss- und Umdeutungen erstaunlich unbelastet in uns bewahrt.

Dies ist schließlich eine ganz wesentliche Eigenschaft des Mythos, der als eine Art „kollektive Erinnerung“ in uns verankert scheint.

Allen Widrigkeiten zum Trotz kämpft er sich nun seinen Weg zurück an die gesellschaftliche Oberfläche – frei von Deutschtümelei und als gemeinschaftliches Kulturerbe eines geeinten Europa. Schließlich ist die Gleichsetzung „Germanisch = Deutsch“ nicht nur faktisch falsch, die germanische Mythologie ist ebenso wenig nur deutsch wie nur französisch, englisch oder skandinavisch. Entsprechend groß ist das Interesse, wie man mit jeder Internet-Suchmaschine überprüfen kann.

Spätestens seit der erfolgreichen Verfilmung von „Der Herr der Ringe“ ist auch das internationale Interesse an den germanischen Mythen schlagartig wieder erwacht.

Bediente sich Tolkien doch ganz offen und bewusst den Motiven der eddischen Texte und Sagas wie z.B. der Name Gandalf zeigt, der sich in den eddischen Texten als Gandalfr (Der zauberkräftige Albe) wiederfindet. Die aufwändigen deutsche Dokumentationen („Die Deutschen“, „Terra X – Kampf um Germanien“) und TV/Streaming-Formate („Arminius“) sowie Neil Gaimans „Nordische Mythologie“, „American Gods“, Marvel’s Thor als moderner Superheld, „Vikings“ oder „Ragnarök“ auf Netflix sind deutliche Belege für das erstarkte Interesse an den uralten Themen.

Prof. Dr. Rudolf Simek (Uni Bonn), eine Koryphäe auf dem Gebiet und Wissenschaftlicher Berater des Autors Tommy Krappweis, beschreibt, dass sein Standardwerk „Lexikon der germanischen Mythologie“ bereits in die 4. neu überarbeitete Auflage ging und er schon bei der ersten Ausgabe auf wahrhaft „sagenhafte“ 250 Buchbesprechungen kam. Weitere Bücher von Simek für C.H. Beck, Beck’sche Reihe oder Reclam laufen ebenfalls dauerhaft und hervorragend. Simek berichtet von seinen Verlegern, dass das Thema „Mythologie“ in Verbindung mit „germanisch“ im Titel als ein Garant für Erfolg gesehen werde.

Das neue Interesse geht mit einem Wandel an Bildern einher: Der dümmliche, kraftstrotzende Hühne mit blonder Zottelmähne und Hörnerhelm weicht einem differenzierteren Bild. Die Formen des sozialen Zusammenlebens, die frühe Königswahl, das Thing, die Schicksalsgläubigkeit, sie treten in den Vordergrund des Interesses.

Die Germanen werden menschlicher – und laden daher stärker zur Identifikation ein.

MARA UND DER FEUERBRINGER schreibt die Geschichten der alten Götter weiter. Wir erzählen von drei ganz normalen Menschen unserer Gegenwart, die sich unverhofft im emotional stärksten und geschichtlich letzten Kapitel der germanischen Mythologie befinden: Ragnarök, die Götterdämmerung, der Weltuntergang…