Riesen spielen in der altnordischen Mythologie eine wesentliche Rolle und sind als Naturgeister im weitesten Sinne zu betrachten, die zu den Urbewohnern der Welt gehören. Allerdings lebten sie in der Außenwelt, die außerhalb des besiedelten Gebietes liegt und voller Gefahren und Kälte steckt. Den Menschen und Göttern können die Riesen positiv oder negativ gegenüberstehen.
Riesen und Götter sind auf verschiedene Arten miteinander verbunden. So stammen beispielsweise die ersten nordischen Götter wie zum Beispiel Odin von einer Riesin (Bestla) ab. Einige Götter heirateten Töchter von Riesen (so beispielsweise Njörðr die Skaði) oder wollen sie verführen (wie Freyr die Gerðr). Riesen versuchten, Göttinnen mit Gewalt oder List für sich zu gewinnen, scheiterten dabei aber. Früher wurden einige Riesen auch als sehr weise beschrieben, mit der Zeit scheint aber der negative Aspekt der Riesen in der germanischen Mythologie die Oberhand gewonnen zu haben. Die Riesen stellten eine konstante Bedrohung der Welt der Götter und Menschen dar, und Thor verbringt seine Zeit vorwiegend mit der Bekämpfung der Riesen (z.B. Thrymr, Hymir).
Das ursprüngliche Wort für die alten, mächtigen Urriesen, altnordisch Jötunn, bezeichnet die Riesen weitgehend wertfrei, wobei Thurse (altnordisch þurs) gegen Ende des Heidentums einen in erster Linie bedrohlichen Charakter angenommen hatte und Trolle als ebenfalls meist bedrohliche Gestalten in vielen Sagas eine Rolle spielen. Später im Christentum kam es dann wieder zu einer gewissen Verharmlosung der Riesen, indem sie zwar als gewalttätig, aber auch als dumm beschrieben werden und deshalb leicht zu überwinden sind.